In diesen Tagen, genauer am 30. Juni 2017, jährte sich die Gründung des Hamburger Unternehmens Richard Behr & Co. zum hundertsten Mal. Zu diesem Anlass erschien eine Firmengeschichte von Rohnstock Biografien, an der ich mitarbeiten durfte. Ich war für Recherche, Interviews, Gliederung und die „Dramaturgie“ der einzelnen Kapitel zuständig.
Die Geschichte der Handelsfirma, die sich zu einem der wichtigsten Hersteller von Bettwaren im deutschsprachigen Raum entwickelte, ist vor allem aus zwei Gründen bemerkens- und lesenswert:
Erstens schaffte es der Sohn des Firmengründers, Edgar Behr, die Firma trotz „Arisierung“ als faktischer Geschäftsführer durch die Nazizeit zu bringen. Und das, obwohl er nach der niederträchtigen Klassifizierung der Menschen in den „Nürnberger Gesetzen“ als „Halbjude“ galt. Edgar Behr war das, was man eine „starke Persönlichkeit“ nennt, mit staunenswertem Mut, außerordentlichem (Handels-)Geschick, jemand, um den sich zahlreiche spannende Geschichten ranken.
Zweitens ist die Entwicklung der Firma nach 1945 so etwas wie ein Lehrstück der Globalisierung: In der Federnbranche ist besonders gut zu beobachten, wie sich die Wirtschaft vom postkolonialistischen Handel (hier die Erzeugerländer, dort die Verwerter mit Know-How) in einen komplexes Netzwerk international agierender Firmen verwandelte. Von der industriellen Landwirtschaft bis zum Einzelhandel blieb kein Stein auf dem anderen. Wie anpassungsfähig ein Unternehmen sein musste, um in diesem Veränderungsrausch zu bestehen, zeigt diese Firmengeschichte.