Literatur und Stil kann nicht gemessen werden. Geschmack und Erfahrung leider auch nicht.
Aber jede Dienstleistung braucht ein Maß, nach der sie bezahlt werden kann. Meistens sind das die Arbeitsstunden. Im Lektorat ist es die Textmenge, gemessen in Normseiten.
Denn eine Buchseite kann mehr oder weniger Text enthalten, je nach Größe des Papiers, Schriftgröße und Gestaltung.
Unter einer Normseite verstand man ursprünglich eine Textseite mit 30 Zeilen, auf die jeweils 60 Buchstaben, Satzzeichen und Leerzeichen (zusammengefasst: „Zeichen“) passen. Maximal. Denn wenn ein neuer Abschnitt beginnt oder keine genaue Trennung des jeweiligen Worts möglich ist, kann man die Zeile nicht ganz auffüllen. Dazu kommen Überschriften, Leerzeilen und so weiter. Obwohl 30 x 60 also 1800 ergibt, finden sich niemals 1800 Zeichen auf einer Normseite, sondern stets bedeutend weniger (etwa 20 Prozent).
War früher die Zählung normierter Seiten das einzig praktikable Mittel, um Textmengen zu bestimmen, gibt es heute Computer. Und Textverarbeitungsprogramme, die Statistikfunktionen anbieten. In Microsofts „Word“ oder jedem anderen derartigen Programm ist es leicht, sich die Gesamtanzahl der Zeichen angeben zu lassen. Was entspricht nun der Normseite? Es ist die durchschnittliche Anzahl der Zeichen (inklusive Satzzeichen und Leerzeichen), die für gewöhnlich auf eine Normseite passen. Und das sind 1500 Zeichen.
Sie müssen Ihre Textseiten also nicht als Normseiten formatieren (zum Schreiben sind sie nicht besonders schön). Wenn ich ein Lektorat beendet habe und dazu komme, die Rechnung zu stellen, dividiere ich die Anzahl aller Zeichen (inklusive Satzzeichen und Leerzeichen) auf den lektorierten Seiten also einfach durch 1500 und erhalte die Anzahl der Normseiten. Et voilá.
Dass das mit rechten Dingen zugeht, können Sie unter anderem bei Wikipedia nachprüfen.